Montag, 31. Oktober 2016

Deutsche in Adelaide

Die zweite Großstadt unserer bisherigen Reise war das wunderschöne Adelaide, eine riesige Stadt voller Parks, Kunst und joggender Menschen, die einem von jeglichen Richtungen entgegen strömten. 

Auf dem Weg in die besagte Großstadt machten wir nichtsahnend eine spontane Entdeckung, die Conny blitzschnell auf den Seitenstreifen des Highways drängte. Vor uns - es sah genauso unfassbar aus, wie es klingt - breitete sich ein See aus, der in einem leuchtenden Rosa erstrahlte und von einer funkelnden kristallartigen Salzkrusten umgeben war. Als wir uns dem verrückten Naturwunder näherten, fühlten wir uns mehr und mehr wie Prinzessin Lilifee, sodass wir erst nach einer Weile bemerkten, dass wir mit unseren Badelatschen in einem sumpfartigen Schlamm versanken.

Doch bald erreichten wir, wenn auch mit matschigen Schuhen, die wunderschöne Stadt Adelaide.

Angekommen im Stadtzentrum, es war der 31. Oktober 2016, beschlossen wir uns wie so oft auf unserem Gaskocher Nudeln zuzubereiten. Da uns das Schicksal (wir waren es bereits gewohnt) erneut eine Falle stellen wollte, wies der Schlauch unseres Gaskochers, nachdem wir all unsere Ausrüstung in den nächstgelegenen Park verfrachtet hatten, ein Leck auf. Selbstverständlich handelten wir schnell und steuerten in unseren Badelatschen (Lukas trug sie stilbewusst mit weißen Tennissocken) den nächsten Supermarkt an, um uns eine kulinarische Alternative anzuschaffen. Aus mangelndem Zeitgefühl war uns natürlich nicht bewusst, dass am heutigen Tag Halloween war und dieses Fest auch am anderen Ende der Welt gebührend zelebriert wurde. Nachdem unsere Wahl im Supermarkt auf ein gegrilltes Hähnchen fiel, traten wir unseren Heimweg an. Da sich die Innenstadt jedoch nun zum gegeben Anlass voller feierwütiger, schick begleiteter Menschen befand, blieb uns keine andere Wahl, als uns mit Adiletten und weißen Tennissocken sowie einem dampfenden Hähnchen in der Hand durch die grölende Menge zu schlagen. Vor verstörten Blicken und hochgezogenen Augenbrauen blieben wir selbstverständlich nicht verschont.

Typisch deutsch eben.







Freitag, 28. Oktober 2016

Das Ende des Endlosen

Es war soweit. Wir hatten es geschafft. Der Nullabor war vollendet, der endlose Highway für's Erste überstanden und Conny war fitter denn je. Nach zwei erholsamen Tagen am Streaky- und Baird Bay, machten wir uns auf den Weg ins 400 Kilometer entfernte Port Augusta, die erste Stadt, die dieser Bezeichnung nach einer gefühlten Ewigkeit würdig war. Im Rückblick war der Nullabor trotz seiner unfassbaren Länge und Eintönigkeit wie ein endloses, monotones Lied, das einen in einer gewissen Weise gefangen nahm. Auch wenn unsere Tage fast ausschließlich aus Fahren bestanden, waren sie besonders. Die Nächte in der rauen Wildnis am Lagerfeuer und unter dem Schein der Abermillionen von Sternen in der dunklen Nacht waren besonders. So weit weg vom alltäglichen Leben und so nah an der puren, ursprünglichen Natur, in deren Leere und Kargheit eine so tief verborgene Schönheit schlummerte, dass sie schwer zu begreifen war. Nun wussten wir, was es war, das Henry David Thoreau in der Wildnis so gefangen nahm. Es war die unkomplizierte Einfachheit des Lebens, weit weg vom Alltag. Es waren die Kängurus in der dämmernden, gigantischen Abendsonne, die Emus am Straßenrand und die kilometerweiten Ebenen voller Nichts. Es waren die Nächte am Lagerfeuer und die verblassten Farben, die den australischen Sommer einleiteten.

Doch genug vom Nullabor. Wir haben ihn überstanden. Auch wenn er vermutlich nicht sofort von uns loslassen wird.


Murphy's Haystacks, Streaky Bay



Dt.: Wer sind wir, dass wir diese Einöde auf der Suche nach uns selbst durchwandern?


Donnerstag, 27. Oktober 2016

Nullabor - Zwischenfall #2

Nachdem uns der Kilometerstand vom heutigen Tag 500 Kilometer anzeigte, beschlossen wir, Conny eine Pause zu gönnen und die Fahrt durch den Nullabor erst am darauffolgenden Tag wieder auf uns zu nehmen. Und so parkten wir unser Gefährt an einem Roadhouse im Nichts und machten uns auf den Weg, das menschenleere Outback zu erkunden. Hinter dem Roadhouse sah man in der Ferne weiße Dünen und sogar Anzeichen, dass Meer in Sicht war. Da wir den gesamten Tag im Auto verbracht hatten, beschlossen wir uns querfeldein und zu Fuß auf den Weg zu begeben. "Das halbe Stündchen Laufen wird mal gut tun!", trällerte Lukas munter.

Das halbe Stündchen verwandelte sich schnell in 4 Stunden durch karges Gestrüpp und Büsche, die unsere Beine verkratzen. Die Entfernungen im immer gleich erscheinenden Outback stellten sich als schwer einschätzbar heraus, sodass wir, immer dann, wenn wir uns sicher waren, dass hinter der nächsten Sanddüne das Meer liegen würde, eine weitere Stunde zu laufen hatten. 
Immerhin wurden wir uns so der unbegreiflichen Größe und Leere dieses Landes bewusst, in dem wir für die nächsten Monate unseres Lebens verweilen würden. Hier und da lagen Knochen toter Tiere auf dem Weg, manchmal eine tote Schlange. Da sich auf Lukas' Rücken während der Zeit unseres Walks mindestens 100 Fliegen angesammelt hatten, schlug er in minütlichem Abstand mit den Armen um sich. Die Wüste erschien tot und ausgestorben. Nach einer langen Zeit erreichten wir die letzte Düne, hinter der - man hörte bereits das Rauschen - das Meer liegen würde. Aus unerklärlichen Grund checkte Lukas, bevor wir die letzte Düne bestiegen, seinen Brustbeutel und verzeichnete dabei einen unersetzbaren Verlust: unseren einzigen, für unsere Fahrt am wichtigsten, winzig kleinen Autoschlüssel, der nun irgendwo in einem unfassbar weitem Areal aus Sand, Erde und Gestrüpp schlummerte. 
Wir sahen uns an. Wir waren verloren.
Einen Schlüsseldienst ins tiefste Outback zu bestellen, würde unser gesamtes Budget beanspruchen und ohne Auto würden wir, vermutlich für immer, im kleinen Wüstendorf Eucla, in dem es außer einer Tankstelle nichts gab, was auch nur im weitesten Sinne mit "Zivilisation" in Verbindung gebracht werden könnte, verbleiben. 
Und so saßen wir, während die heiße Mittagssonne vom Himmel prasselte, auf der schneeweißen letzten Düne vor dem Meer, die wir im Angesicht unseres Schicksals nicht mehr überquerten. Schließlich waren wir verloren.

Einige Tränen und alle erdenklichen Todesvisionen später, beschlossen wir, unser Schicksal in die Hand zu nehmen und wenigstens, auch wenn es eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen war, den Schlüssel aufzuspüren. Als wären wir Pfadfinder, folgten wir unseren Spuren im weißen Wüstensand, die wir immer wieder verloren, wieder fanden, wieder verloren und letztendlich wieder fanden. Als wir die Wüste durchquert hatten und das riesige Areal aus rotem Sand erreichten, sahen wir unserem Schicksal endgültig in die Augen. Die Spuren waren in der roten Erde nicht mehr zu erkennen. Es war vorbei.

Als die Dämmerung das leere, endlose Land in ein dunkles Rot tauchte und uns die erste Herde Kängurus über den Weg sprang, beschlossen wir, noch ein letztes Mal bis zur letzten Düne vor dem Strand zu laufen und dort - es war das allerletzte Fünkchen, das die Hoffnung hergab - nach unserem Schlüssel zu suchen. Und so machten wir uns zum 2. Mal auf den Weg zu den gigantischen, meterhohen Sanddünen, die das Land durchzogen und uns die Orientierung in der rauen Wildnis immer wieder verlieren ließen. Angekommen an den Dünen - unser eigentliches Ziel, das Meer, hatten wir noch immer nicht gesehen - durchforsteten wir ein letztes Mal den heißen Wüstensand. 

Und dann, urplötzlich, erstrahlte ein winziges, kaum erkennbares Funkeln im mittlerweile rot leuchtenden Wüstensand. Ein Funkeln, das in beiden von uns einen Schrei erlöste, der in der unendlichen Weite der australischen Einöde wiederhallte. Am Boden vor uns lag, glitzernd in der sinkenden Sonne, der Schlüssel unseres geliebten Vans. 
Ja, manchmal ist das Schicksal tatsächlich ein mieser Verräter. Doch nicht heute. 


P.S. Den Nullabor haben wir nun großteils überstanden. Nur die Sonnenbrille, die uns in der Wüste als Wegweiser dienen sollte, blieb leider zurück.















Nullabor - Zwischenfall #1

Die Sonne brannte, während wir laut die Oldies im Radio in die Stille des australischen Hinterlands trällerten. Entlang des Highways ging die Fahrt durchs Niemansland, die durch einen großen Roadtrain (ein gigantischer LKW mit mehreren Anhängern) gebremst wurde. Da wir an der Schnelligkeit und Fitness Connys zweifelten, beschlossen wir uns lieber den 80km/h des vor uns fahrenden Roadtrains anzupassen und das Schicksal nicht erneut herauszufordern. Mit genervtem Blick und der großen Aufschrift "Do not overtake!" (Nicht überholen!) vor Augen, näherten wir uns in langsamen Schritten unserem noch weit entferntem Ziel. Und dann, urplötzlich, ertönte ein lauter, ohrenbetäubender Knall, der eine lange und ungewisse Stille mit sich zog, die selbst die Beatles im Hintergrund nicht zu durchbrechen schienen. Wir sahen uns an. Lange und wortlos. Beide waren wir uns der Tatsache bewusst, dass unser ohnehin schon brüchiges Gefährt soeben einen Laut von sich gegeben hatte, der nichts Gutes verheißen konnte.
Bis Lukas schließlich unter knirschenden Zähnen hervor stieß: "Ich bin über ein scheiß totes Känguru gebrettert." 
Stille.
"Fahr ran! Fahr neben ran!", war alles was ich in diesem Moment sagen konnte, während sich alle möglichen Bilder in unseren Köpfen ausbreiteten. Mitten in der Wildnis, der leersten Straße der Welt. Eine Autopanne. Kein ADAC. Kein Netz. Und nicht genug Wasser. Es war unser Ende.

Als wir die nächste Haltebucht erreichten und uns unter unser Fahrzeug warfen, kam uns neben einem Schwarm Fliegen ein Duft entgegen, der nach Verwesung roch. Unter dem Auto hing Fell; das Fell eines ohnehin schon toten Kängurus, das mit voller Wucht gegen unsere Achse geknallt war, die, wovor man uns in der Werkstatt bereits gewarnt hatte, einer Reparatur bedürftig wäre. 
Wir sahen uns an. Bis auf den beißenden Duft konnten wir glücklicherweise keine Verluste an Conny verzeichneten, sodass wir, wenn auch mit einem mulmigem Gefühl im Bauch, unsere Fahrt fortsetzten.

Danke Conny. 




Der Nullabor - Nächte im Nichts

Die letzten drei Tage unserer großen Reise verbrachten wir auf einer Straße, die vor allem eines war: leer. Der selbst von vielen Australiern gefürchtete "Nullabor", die leerste Straße dieses Planeten, sollte uns zeigen, was Entfernung bedeutet. Er sollte uns zeigen, was Zeit bedeutet. Was es bedeutet, für 1500 Kilometer in einem Auto zu sitzen und dabei alles zu sehen, was weit entfernt war von jeglichen Anzeichen zivilisierten Lebens. Ja, der Nullabor war lang. Sehr lang. Selbst die Anwesenheit eines Roadhouses ließ so schnell Jubelschreie aus unserem Van in die weite, weite Wildnis entweichen. Die aggressive Outback-Sonne brannte auf die Scheibe unseres Vans, dem wir, falls die Reise durch die menschenleere Einöde problemlos glücken würde, all seine anfänglichen Probleme verzeihen würden. Roter Sand, verdörrte Büsche und tote Kängurus, die uns so viel häufiger begegneten als entgegenkommende Fahrzeuge, kennzeichneten die Tage. Billy Joels Stimme die langsam im Rauschen der Reifen verhallt. Alle 300 Kilometer eine Tankstelle, ab und zu Parkplätze. Und dann wieder für eine lange, sehr lange Zeit nichts. Nichts außer der geraden, monotonen Straße, die weit in der Ferne mit dem Blau des endlosen Horizonts verschmilzt. Alles rot und braun, manchmal grau und grün. 

Unsere erste Nacht verbrachten wir in den Wäldern des Nullabor und fühlten uns im Schein unseres brennenden Feuers wie Chris McCandless. Es gab nur die weite, weite Wildnis und uns.









Montag, 24. Oktober 2016

Neuer Kumpel

Am heutigen Tag steuerten wir mit unserer mittlerweile treuen Conny den Cape le Grand Nationalpark an, ein gigantisches Areal aus karger Steppenlandschaft und - wie sollte es anders sein - traumhaften Sandstränden.
So verlockend das kristallklare Wasser auch war, beschlossen wir selbstverständlich nicht nur zu relaxen, sondern den nächstgelegenen Berg zu erklimmen. Und so sollte es geschehen.
Mit Birkenstock und langem Sommerrock begannen wir gemütlich den langen Pfad Richtung "Frenchman Peak"  entlang zu schlendern. Urplötzlich türmte sich jedoch eine meterhohe, steile Felswand vor uns auf, die uns unsere Entscheidung schnell überdenken ließ. An eine Rückkehr war selbstverständlich nicht lange gedacht, sodass wir uns auch trotz der eher unpassenden Bekleidung den Hang hinaufarbeiteten. Im Verlauf unseres Aufstiegs stellte sich der Berg als steiler als gedacht heraus und doch erreichten wir nach einiger Zeit schweißgebadeten den Gipfel.
Die Aussicht vom Frenchman Peak zahlte den erschwerlichen Aufstieg schnell aus, da man sich der kilometerweiten Leere des Landes bewusst wurde, die in leuchtend türkisfarbenen Buchten in der weiten Ferne mündete.
Nachdem wir den Abstieg gemeistert hatten, entspannten wir uns wohlverdient am nahegelegenen Lucky Bay, wo wir plötzlich eine unvorhergesehene Freundschaft schlossen. Während wir die azurblauen Wellen betrachtete, drängte sich nämlich urplötzlich ein hüpfendes Känguru in unser Blickfeld, das sich genüsslich am angeschwemmten Seegras bediente. Der Funken sprang schnell über, sodass die Trennung von unserem zahmen Gefährten sehr schwer wurde. Auf der Rückfahrt machten wir einen Abstecher zum australischen "Stonehenge", an das wir uns vom Highway aus heran pirschten, um den 20 Dollar teuren Eintritt zu umgehen. Leider wurden wir von einer alten Dame erwischt, die uns mit lautem Geschrei verscheuchte.





Frenchman Peak



Stonehenge, Esperance



Sonntag, 23. Oktober 2016

Highways und Oldies

Dürre Bäume in roter Erde und ab und zu ein Fels in der Brandung eines schmalen Flusses. Oldies im Radio und Highways, die kein Ende nehmen. Unser Leben besteht aus Kommen und Gehen, alles was wir brauchen ist uns, Conny, die große blaue Kühlbox und ab und zu eine öffentliche Dusche. 
Entlang des Highways breitet sich ein Land aus, das vor allem durch seine weite, unbegreifliche Leere gekennzeichnet ist. Doch es reicht. Es ist perfekt.

Den Tag verbrachten wir nach einer 6 stündigen Fahrt in Esperance, der letzten wirklichen Stadt vor unserem großen Trip durchs 1600 Kilometer lange Niemandsland. Esperance entsprach glücklicherweise der hohen Anpreisungen und konnte mit seinem kristallklaren Wasser, das uns trotz der 30 Grad Außentemperatur zu erfrischend war, überzeugen. Die Erwartungen für den Pink Lake, den wir noch am selben Tag ansteuerten, waren unwahrscheinlich hoch, sodass uns der graue See, der zu dieser Jahreszeit leider nicht pink war, bitter enttäuschte. 
Später genossen wir den ersten Abend in kurzer Hose und Top, bis wir uns nach einem Strandspaziergang und kurzen Pläuschchen mit anderen Backpackern in Conny verfrachteten.





Night-Safari

Die Planungen für den gestrigen Abend sollten durch einen Tankstellenbesuch in Albany eine schnelle Wendung nehmen. Und nein, diesmal lag es nicht an Conny.
Als wir bemerkten, dass die Zapfsäule kein Benzin hergeben wollte, verband uns unser Schicksal mit einem Backpackerpärchen auf der anderen Seite, die scheinbar ebenfalls mit dem Tanksystem überfordert waren. Da dies die 1. deutschen Backpacker auf unserer Reise waren, die verrückterweise unser 1. angefragtes Auto fuhren, blieb uns keine andere Wahl, als uns für weitere 4 Stunden in Albany an der Tankstelle über unser Glück und Pech während unseres Backpackerdaseins auszutauschen. 
Und so luden wir die beiden Berliner auf Nudeln mit Tomatensoße am Two Peoples Bay ein, die der Jahresvorrat, den wir noch am selben Tag angeschafft hatten, selbstverständlich hergab.
Unser Dinner verbrachten wir, da es uns im Bay zu windig wurde, weit weg von jeglicher Zivilisation und mitten im Busch, wo uns bei Anbruch der Dämmerung zum ersten Mal ein wildes Känguru über dem Weg hüpfte.
Und so saßen wir mit unserer weißen Conny und deren rotem "Rocky" tief in der australischen Einöde und verspeisten unter einem Sternenhimmel, der gigantischer war als alle Sternenhimmel, die es in Deutschland jemals geben würde, Nudeln mit Tomatensoße.
Da die Nacht noch jung und die Wildnis verlockend war, machten wir uns zu einer Nachtwanderung durch den australischen Busch auf, wo wir außer unzähligen Fröschen und Spinnen keine weltbewegenden Funde verzeichnen konnten.
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von den zwei Berlinern, da uns unser weiterer Weg ins weit entfernte Esperance verschlagen sollte.
Vielleicht, wer weiß das schon, wird uns Rocky an irgendeiner australischen Tankstelle erneut begegnen.





Freitag, 21. Oktober 2016

Albany und Sonnenschein

Am heutigen Morgen weckten uns die schrillen Rufe der Silbermöwen, die - jedenfalls auf dieser Seite des Landes - sehr viel häufiger vertreten sind als Menschen.
Nachdem Lukas von seinem morgendlichen Lauf am Strand zurück gekehrt war, machten wir eine Entdeckung, die unser Herz für einen Moment höher schlagen ließ: zum ersten Mal bot uns eine Stadt beheizte (!), öffentliche Duschen. Das warme Wasser genossen wir in vollsten Zügen und machten uns daraufhin auf den Weg, um die verhältnismäßig riesige Stadt (34.000 Einwohner) mitten in der südaustralischen Einöde, zu erkunden.
Der gesamte heutige Tag soll der Entspannung am Little Beach dienen, da wir uns bereits morgen in der Frühe in die nächstgelegene Stadt aufmachen werden. Zum Glück ist diese nur 500 Kilometer von hier entfernt.



Thoreau hat Recht

"Life is frittered away by detail. Simplify, simplify!"

dt.: "Das Leben wird in den Details verplempert. Vereinfacht, vereinfacht!"

Nach einer nur so kurzen Zeit auf der anderen Seite der Erde, können wir ihn langsam verstehen. Thoreau, ein amerikanischer Philosoph aus dem 19. Jahrhundert, der in all seinen Werken vor allem eines zu vermitteln versuchte: Mit Weniger ist man glücklich.
Vielleicht nicht unbedingt mit weniger Sprit in Conny und weniger Sonnenschein - aber zumindest haben wir nach unserer kurzen Zeit Down Under festgestellt, dass man sich doch unwahrscheinlich auf Nudeln mit Tomatensoße oder ein Glas Apfelsaft freuen kann, wenn man sich nicht Tag und Nacht der Anwesenheit eines immer bereit stehenden, gefüllten Kühlschrankes bewusst ist. Und ja, selbst ein Schokokeks wird somit schnell zum Tageshighlight.
Selbstverständlich leben wir hier unten nicht asketisch oder sehr viel eingeschränkter als sonst auch, doch lernt man Kleinigkeiten ohne Zweifel einfach sehr zu schätzen.

Und wir sind glücklich.


Emu Point, Albany

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Weiter und weiter und weiter

Schwarze Kühe, kratzende Radiosender und meterhohe Bäume in roter Erde bestimmen für die langen Fahrten entlang der Südküste unsere Kulisse. Zunächst machten wir einen Abstecher zum Circular Pool, einem Cappucino-farbenen Wasserfall im ehemaligen Aboriginie-Land sowie zum Peaceful Bay und dann ging es weiter, immer weiter, entlang der immer gleichen Straße. Langsam beginnen wir uns an unser Leben "on the Road", weg von der Zivilisation und allein in der Wildnis, zu gewöhnen. Conny der Camper zum Zuhause.
Angekommen in der zweitletzten großen Stadt vor unserem Abenteuer durch die absolute, menschenleere Einöde, werden wir unseren Tag heute in Albany genießen.








Immer weiter im Busch...

Den heutigen Tag, wir wissen bereits nicht mehr, der wievielte es mittlerweile ist, verbrachten wir zum großen Teil auf Südaustraliens Highways. Da es in Margaret River nicht viel zu sehen gab, machten wir uns nach einer kalten Nacht auf einem Supermarktparkplatz auf zum Cape Leeuwin, der südwestlichen Spitze des Landes. Dort besichtigten wir aus weiter Ferne den berühmten weißen Leuchtturm, der als größter in ganz Australiens gilt. Leider machte uns ein Mountainbikerennen einen Strich durch die Rechnung, sodass wir den berühmten Leuchtturm nur aus der Ferne erspähten. Der weitere Weg führte uns nach Pemberton, wo wir durch einen Nationalpark irrten und Emus sahen. Der Weg nach Walpole, eine 300 Einwohner Stadt an der Südküste des roten Kontinents, sollte unseren Adrenalinpegel erneut an sein Maximum treiben. Nach all dem Herzrasen, das Conny uns in den vergangenen Tagen bereitet hatte, konnte sie es auch heute nicht lassen. Nachdem wir in Pemberton guter Dinge und mit halben Tank ins besagte Walpole aufbrachen, sollte es diesmal der Sprit sein, der uns nach einigen Kilometern durch rote Landschaften Schnappatmungen bereitete. Mit fieberndem Blick auf dem Navi und anfeuernden Schreien für Conny, erreichten wir, nach 50 Kilometern in der Reserve, schweißgebadet die nächste Tankstelle. Auf der 200 Kilometer langen Fahrt dort hin begegneten uns genau 2 Autofahrer und ein totes Känguru.






C'mon, Conny!


Nach einer kalten, hoffnungsvollen Nacht am Hafen von Bunbury wurden wir von einem dumpfen Klopfen an Connys Scheibe erweckt. Als wir verschlafen aus dem Fenster sahen, trauten wir unseren Augen kaum, als wir in die glasigen, rot umrandeten Augen von Jerry, dem Fischer, blickten. In der Hand hielt er eine große Batterie, sowie 2 Kabel, mit denen er scheinbar unser lahmgelegtes Gefährt zu überbrücken beabsichtigte. Leider war dies Jerrys 1. mal, was das Überbrücken anbelangte, sodass wir eine weitere halbe Stunde damit verbrachten, die Batterie mit den Kabeln zu verbinden. Doch letztendlich verlief Jerrys große Tat erfolgreich und endete in einem großen Jubelschrei, als Conny wieder natürliche Laute von sich gab. Bald kam der nächste Fischer angefahren, einer der 3 von gestern, der scheinbar genau wie Jerry, mit seinem Kater zu kämpfen hatte. Nach einem kleinen, uns unverständlichen Plausch mit Jerry, teilten uns diese mit, dass ein guter Freund, ebenfalls ein Fischer, seit 3 Tagen auf See verschwunden sei, und sie sich deshalb von uns verabschieden müssten. Auf der Fahrt zur nächstgelegen Stadt, Busselton, bestätigten uns die lokalen Radiosender die unheimliche Fischergeschichte, die unter den Daily News ausgestrahlt wurden.
Als wir glücklich über unser laufendes Gefährt in Busselton am Strand unser Müsli verspeisten, sollte uns das Schicksal erneut unser Leben erschweren. Als Lukas, voller Tatendrang und gewohnter Vorsicht Connys Seitentür aufschob, kam uns diese schlagartig entgegen und prallte laut auf den Boden. Und so standen wir, verlassen auf einem Parkplatz in Bunbury und versuchten mit aller Kraft, leider erfolglos, die schwere Tür wieder am dafür vorgesehen Platz zu montieren. 2 Werkstätten und 4 ratlose Gesichter später, war die Tür wieder halbwegs sicher, leider jedoch nicht mehr möglich zu öffnen. Und so fuhren wir mit unserer kaputten Tür zum Cape Naturaliste, der westlichen Spitze Australiens, wo wir, und dies war der einzige Trost unseres verhängnisvollen Tages, in einem wunderschönen Nationalpark Wale sahen. Den Rest des Tages verbrachten wir, wandernd durch kleine Trails, am Cape, dem wohl bisher schönsten Ort unserer Reise, bis wir noch am selben Abend nach Margaret River aufbrachen.

Cape Naturaliste



Mittwoch, 19. Oktober 2016

Don't forget us, Jerry!

Tag 6 stellte sich vorerst als bisheriges Trip-Highlight heraus. Schon früh am Morgen brachen wir mit der Fähre auf eine winzige Insel namens Penguin Island auf, auf der wir für die nächsten Stunden verweilten. Wie uns der Name bereits andeutete, sahen wir, neben gefühlten 25 Tausend Möwen, sage und schreibe einen Pinguin, verkauert in einer Höhle, den wir nur dank dem amerikanischen Pärchen neben uns, erspäht hatten. Und doch konnte die Insel, wegen der schneeweißen Sandstrände, grünen Dünen voller Wildblumen und felsigen Klippen, geradewegs als Inbegriff des Paradieses gelten, sodass wir gerne über die doch eher geringe Anzahl an Pinguinen hinwegsahen. 


Gegen Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Bunbury, wo wir unser erstes Känguru erspähten. Unglücklicherweise lag es jedoch tot am Straßenrand, da es all die Känguru-Warnschilder scheinbar einfach übersehen hatte.
Der Abend in Bunbury lief darauf hinaus, dass unser Gaskocher, während wir uns Spiegeleier anbraten wollten, seinen Geist aufgab. Wie es das Schicksal so wollte, sprang er, nachdem wir all unsere Eier in den Dünen von Bunbury entsorgt hatten und im Baumarkt einen neuen erwerben wollten, wieder an.
Der Höhepunkt der Verachtung für Bunbury, die sich im Laufe unseres Schlamassels angestaut hatte, ereignete sich dann, als wir unser Auto an einem abgelegenen Fischerhafen abstellten und es plötzlich einfach nicht mehr ansprang.
Die erst so clevere Idee, abgelegen von jeglicher Zivilisation zu campen, begannen wir nun zu bereuen, genauso wie den Kauf unseres Autos, das nun am Hafen stand und vor sich her stammelte. 
Zu später Stunde stiegen 3 Fischersmänner, jeder von ihnen mit einer Tüte leerer Bierdosen in der Hand und einer Fahne, die bereits aus 10 Metern Entfernung nicht mehr zu verkennen war, aus ihrem kleinen Fischerboot. Da uns das Schicksal keine andere Wahl ließ, fragten wir diese, ob denn einer von ihnen unser Auto überbrücken könne. Jerry, der den Umständen entsprechend Nüchternste, stellte sich als ehemaliger Mechaniker heraus, der uns nach nur einem Hinsehen beschwor: "No worries, mates, it's the battery!" (dt. für Rudi: "Keine Sorge, Leute, es ist die Batterie!") Da keiner der 3 betrunkenen Seemänner ein Überbrückungskabel in der Angeltasche hatte, versprach man uns, am nächsten Morgen wieder zu kommen und uns zu helfen. Dies begründete Jerry damit, dass er damals, 1987 am Rhein, von den Deutschen unterstützt wurde, und dies das Mindeste sei, was er unserem Volk zurück geben könne. 

Und so saßen wir, ruhig wie die Sterne am Himmel über uns, auf einem alten Fischersteg in Bunbury und hofften, dass Jerry sein Versprechen im Schlaf nicht vergessen würde.






Let's get it started!

Unser 5. Tag Down Under war vor allem für die Reparatur unseres Campers vorgesehen. Als diese vollbracht und unser Budget um weitere 250$ minimiert wurde, brachen wir erneut auf nach Perth, wo wir, nach einem Telefonat mit der Bank, unsere australischen Kreditkarten abholen mussten. Dort angekommen, teilte man uns mit (wie hätte es anders sein sollen), dass unsere Kreditkarten erst in 4 Tagen kommen würden und unser Weg nach Perth völlig umsonst gewesen sei. Und so vereinbarten wir nach einigen Diskussionen, dass wir die Karten in einer anderen Filiale abholen würden und unser Roadtrip nun endlich beginnen konnte. Und das tat er.
Unser Weg führte uns in ein ruhiges Dörfchen namens Rockingham, das uns vor allem wegen seinem türkisblauen Meer, den öffentlichen Pavillons und den Grillstellen am Strand zum Bleiben überzeugte. Da außer uns keine anderen Besucher in Sicht waren, hatten wir die 25 Pavillons, die sich die ganze Küste entlang erstreckten, für uns allein. Nach einem schmackhaften Menü aus Nudeln mit Tomatensoße und einem langen Spaziergang an der Rockingham'er Strandpromenade, suchten wir ein gemütliches Plätzchen für unseren Bus, an dem wir die Nacht verbringen würden.



Sonntag, 16. Oktober 2016

Windy Night in Cottesloe

Die bevorstehende morgige Reparatur unseres Campers hielt uns noch für einen weiteren Tag in Perth, bevor unser eigentlicher Roadtrip beginnen konnte. Da das Wetter wieder australischer wurde und uns die leuchtende Morgensonne bereits aus unserem letzten Schlaf in einem "echten" Bett gerissen hatte, brachen wir bald auf zum nächsten Strand. Der Cottesloe Beach, der als Surferparadies bekannt ist, war neben einem weißen Sandstrand und türkisfarbenem Wasser durch felsige Klippen gekennzeichnet, an denen alle möglichen Vögel nisteten. Gegen Ende des Tages testeten wir zum 1. Mal unseren Gaskocher, auf dem wir auf einem Parkplatz in der Innenstadt ein extravagantes, kulinarisch anspruchsvolles Menü, bestehend aus Burgern mit Ketchup, zauberten. Die Nacht verbrachten wir zum ebenfalls 1. Mal in unserem kuscheligen Campervan, dem wir heute feierlich den Namen "Conny the Camper" verliehen. Und so nächtigten wir, wenn auch ohne Bettüberzug, illegal auf einem Parkplatz direkt am Strand, während die Wellen gegen die felsigen Klippen von Cottesloe brausten.





Samstag, 15. Oktober 2016

Rainy Day (Übersetzung für Opa Rudi: Verregneter Tag)

Unser 4. Tag in Perth war vor allem durch einen wolkenbruchartigen Regen gekennzeichnet, der uns vorerst im Hostel gefangen hielt. Doch da unsere freie Parkzeit um 8 Uhr morgens endete, beschlossen wir auf dem nahegelegenen Parkplatz unseren neuen Campervan mit den neu erstandenen Decken und Kissen in eine absolute Wohlfühloase zu verwandeln. Unglücklicherweise entpuppte sich unser neuer, vermeintlicher Bettüberzug jedoch als übergroße Tagesdecke, deren Funktion sich für uns auch im Nachhinein nicht erschließen ließ.
Aufgrund der hohen Parkkosten in der Perth'er Innenstadt hatten wir uns clevererweise schnell darauf geeinigt, im Wechsel vor unserem neuen Gefährt Wache zu halten, um Strafzetteln zu entgehen und so zu späterem Zeitpunkt rechtzeitig vor einem Officer zu flüchten. Ebenfalls diente Tag 4 dazu, zum gefühlt ersten Mal in unserem Leben von einer Waschmaschine Gebrauch zu machen. Auf dem anschließenden Marsch zum Kingspark, in dem wir den Rest des Tages ausklingen lassen wollten, kamen uns die mitten an der Strandpromenade gelegenen Crosstrainer in die Quere, an denen wir der australischen Bevölkerung unsere sportlichen Glanzleistungen unter Beweis stellten. Am Abend sollte sich der kulinarische Höhepunkt unserer bisherigen Zeit Down Under ereignen, der aus Nudeln mit herzhafter Tomatensoße bestand. Während wir diese in der Hostelküche zubereiteten, blickten die Asiaten, die neben uns die einzig weiteren Hostelgäste zu sein schienen, neiderfüllt auf unsere Teller.