Und nach all diesen Orten, bist mein Lieblingsplatz auf dieser Welt noch immer Du.
Vor 184 Tagen begannen wir mit unserer Fahrt durch die Welt. Wir waren planlos und aufgeregt, unwissend und hoffnungsvoll. Immer wieder verliebten wir uns in die Orte, die vor uns lagen, in die Städte, die wir noch nie bereist hatten. Wir verliebten uns in all die Zeit, die sich genau wie der endlose Highway vor unseren Füßen ausbreitete und darauf wartete, von uns entdeckt zu werden. Unser Leben bestand aus Willkommen und Abschied, aus Ankunft und Abreise. Sobald wir einen Ort verlassen hatten, malten wir voller Erwartungen Bilder vom nächsten in die Luft, immer und immer wieder, 184 Tage lang. Und nun sitzen wir hier, in einer Wohnung im Norden Australiens und versuchen irgendwie zu begreifen, dass wir nach einer Fahrt, die nur aus Kommen und Gehen bestand, tatsächlich ankommen würden. Dass wir ankommen würden in einer Welt, die "normal" sein sollte, völlig "gewöhnlich". Dass wir eine Welt erreichen würden, in der alles still stand, in der wir nicht aufbrechen würden, nach einem Frühstück am Meer. Eine Welt, in der wir schlafen konnten, ohne panisch zu erwachen, in der Angst, dass ein Ranger an unserer Scheibe klopft. In einer Welt, die uns nicht Tag ein Tag aus den Atem rauben würde, während wir für tausende Kilometer die Autobahnen des Landes entlang fahren. Bald würden wir dort ankommen, wo wir uns nicht mehr auf einem winzigen Gaskocher im Wald Nudeln mit "Chunky Tomato"-Soße kochen würden, dort wo wir nicht mehr unter dem Strahlen der Milchstraße in den Schlaf sinken. In nur wenigen Stunden würden wir eine Welt verlassen, in der es nur uns gibt. Uns allein und die endlosen Highways.
Vor einer langen Zeit hat uns die weite Welt gerufen und wir sind ihrem Ruf gefolgt. Wir haben Welten entdeckt und Ozeane durchquert, sind durch Wolken gefallen und mit Haien getaucht. Wir haben gesehen wie Menschen leben, ohne Strom und Dach, wie Menschen glücklich sind, ohne Kühlschrank und Telefon. Haben gesehen wie Dörfer keine Uhren brauchen, haben gemerkt, dass es Orte gibt, an denen nur das Jetzt zählt. Gemeinsam haben wir Zeiten durchlebt, in der wir allein in der Wüste standen, ohne Netz, ohne Menschen und auf der Suche nach dem Schlüssel unseres Vans. Sind verzweifelt und haben geschrien, haben uns zusammen gerauft und "zusammen schaffen wir alles" gesagt. Zusammen bestiegen wir Berge und durchquerten Flüsse, durchtauchten Riffe und lagen für Stunden unter dem leuchtenden, südlichen Nachthimmel. Wir lachten zusammen, wenn wir unser Auto im Großstaftdschungel verloren und verzweifelten, wenn die Tür unseres Vans krachend auf den harten Asphalt eines Parkplatzes fiel. Zusammen segelten wir auf Inseln, begegneten Menschen, lauschten Geschichten und überbrückten hunderte Kilometer auf der Straße. Immer weiter fuhren wir zusammen, durch Glück und Pech, durch Überwältigung und Angst. In 184 Tagen haben wir die schönsten Orte dieser Erde bereist, 4 Länder, hunderte Städte und noch viel mehr verlassene Orte, in denen wir tatsächlich nur "zusammen" waren. Und nun, nach all dieser Zeit, sollen wir ankommen. Sollen loslassen. Loslassen von einer Zeit, die uns jeden Abend mit einem Lächeln einschlafen ließ und einer noch größeren Freude erweckte, da die weite Welt auf uns wartete. Doch selbst wenn all der Abschied schmerzt und der Gedanke an eine "normale" Welt im Moment völlig utopisch scheint, blicken wir auch mit Freude auf unsere tatsächliche Ankunft. Denn reisen hat auch bedeutet, von all denen getrennt zu sein, die uns wichtig sind. Auch wenn wir nun tatsächlich ankommen werden, wissen wir, dass uns ein Teil dieser Zeit jeden einzelnen Tag unseres weiteren Lebens begleiten wird. Jede Geschichte, jede Minute der Überwältigung, jede Sekunde der Verzweiflung, jeder Wegweiser auf unserer langen Reise. In wenigen Stunden wird die Zeit enden, die ohne Zweifel die schönste Zeit in unserem Leben war, doch wissen wir nun, dass wir, wenn uns die weite Welt erneut rufen wird, ihrem Ruf folgen werden. Um diesen atemberaubenden Planeten, auf dem wir leben, erneut erkunden zu können. Um für unzählige weitere Male sagen zu können:
We now walk into the wild.