Donnerstag, 30. März 2017

Star der Manege

Alle warten wir. Franzosen, Italiener, Neuseeländer, wie immer Asiaten und wir. Die untergehende Sonne taucht den Himmel und das Meer in ein rotes Leuchten, das all uns Menschen trotz der eisigen Kälte des Südens zu erwärmen scheint. Immer wieder schlagen die Wellen auf die glühenden Felsen, während sich all die wartenden Blicke in der Ferne verlieren. Die Uhr schlägt erst 7 und dann 8. Als plötzlich niemand mehr damit rechnet, hören wir einen krächzenden Schrei. Alle Blicke richten sich auf das mittlerweile brennende Meer. Und dann erscheint er. Ein Raunen durchläuft die Menge, ein Kind schreit aufregt nach seiner Mutter und die ersten Kameras beginnen hektisch zu knipsen. Wie ein Star in einer Manege verfolgt man jeden seiner Schritte. Er tapst, er springt, man knipst. Von einem Stein hüpft er auf den nächsten, während die Asiaten immer hektischer werden, immer schneller knipsen, sich immer näher an ihn heran pirschen. Zum Abschluss seiner großen Show stolziert er auf einen großen Stein, auf dem er sich aufbaut, sich in die Höhe streckt, seine Flossen in die Luft schlägt und aus vollster Kehle schreit. Die Menge tobt. Und dann verschwindet er, still und leise wie er gekommen war, hinter einem großen roten Felsen. Eine Französin fordert ihren Freund auf, ein Foto zu schießen, von dem was all die Menschen während dem großen Spektakel verpasst hatten: die leuchtend rote Welt, die hinter uns in der Nacht versank. Nach und nach verließen die all die Menschen zufrieden den großen Schauplatz. Denn wir alle hatten ihn gesehen. Den seltensten Pinguin dieser Welt.




Te Waewae
Südlichster Punkt des neuseeländischen Festlands
Curio Bay

Otago Peninsula

Steilste Straße der Welt (Dunedin)

The Boulders





Fjordland

"Diese Berge, die du mit dir herum trägst, solltest du eigentlich nur erklimmen."

Wir wandern auf einen Gipfel, vor dem sich ein gigantischer Gebirgspass vor uns aufbaut. Wir sind winzig und klein. In einem Bergsee spiegeln sich die mit Schnee bedeckten Spitzen der Berge, während der Nebel mit dem Wind durch die Lüfte treibt. Wir atmen die kalte Luft des Südens ein und alles andere aus, was unser Kopf gefangen hält. Die Kraft, die uns der Aufstieg kostet, geben uns die Berge beim Erreichen des Gipfels zurück. Immer und immer wieder. Was Anstrengung kostet, zahlt sich in der Höhe aus. 
Am Nachmittag fahren wir mit einem großen Boot durch die gigantischen Fjorde, vorbei an Wasserfällen, Seerobben und Regenbögen. Die verlassene, menschenleere Welt im Fjordenland ist magisch. So schön, dass sie die ganze Welt sehen müsste. Doch jeder allein.











Sunday feelings

I've got that sunday feeling in my heart with you.

Queenstown. Zum ersten Mal in Neuseeland macht unser der Regen einen Strich durch die Rechnung. Der Ben Lomond bleibt unerklommen. Stattdessen schlendern wir gemütlich durch die kleine Stadt, genießen die kühle Brise des Südens und essen das beste Sushi unseres Lebens. Nachdem sich die Wolken langsam gelöst haben, fahren wir mit einer Gondel auf einen Berg, der uns eine atemberaubende Sicht über Queenstown bietet. Auf einer kleinen Kartbahn starten wir ein Wettrennen und sausen in die Tiefe. Schnell zieht uns die Kälte in eine gemütliche Lodge auf dem Berg, in der ein alter, bärtiger Mann in rauen Tönen "Wagon Wheel" singt. Während sich die Berge und das Meer im gelegentlichen Abstand im Nebel auflösen, sitzen wir im Warmen und genießen einen Tag, der typischer für einen Sonntag nicht sein könnte. Am Abend essen wir Fergburger, den angeblich und tatsächlich "besten Burger des Planeten". Ein schöner Tag, auch ganz ohne Wandern.





Fergburger


Ein letztes Mal wie damals

"One day, baby, we'll be old, oh, baby, we'll be old and think of all the stories that we could have told."

Wanaka. Ein kleine Stadt im Süden und ein neuer Berg, den es zu erklimmen gilt. Durch gelbe und braune Hügellandschaften führt uns unser Weg zu unserer nächsten Aufgabe, dem Roys Peak. Die warme neuseeländische Mittagssonne brennt in unserem Nacken, während der Parkplatz und unser Auto in der Tiefe immer kleiner wird. Schafe stehen auf Felsvorsprüngen und starren in die weite Ferne. Schafe, die den Blick, der so vielen Menschen am heutigen Tag den Atem raubt, Tag ein Tag aus zu sehen haben. Nach nur 2 Stunden sind wir angekommen und es hat sich gelohnt. Die Schönheit des Blickes, der sich uns bietet, schlägt donnernd auf uns ein, wir fühlen sie mit allen Sinnen, spüren das Glück in unseren Adern. Auf einem Felsvorsprung vor dem Abgrund essen wir unser Mittagessen, genau wie all die Schafe auf unserem Weg. Woran man mittlerweile gewohnt sein müsste, kann man sich auch nach tausend Bergen nicht gewöhnen. 

Als wir den Boden erreichen, treffen wir unsere alten Gefährten. Wir lachen über unsere vergangenen Geschichten und zukünftigen Abenteuer. Keiner von uns kann glauben, dass dieses Leben, das wir beinahe ein halbes Jahr gelebt haben, in einer so kurzen Zeit krachend ein Ende nehmen wird. Wie früher kochen wir auf unseren Gaskochern unser Essen, breiten unsere Decken auf einer Wiese am Fluss aus und reden bis in die Nacht über das was war. Sternschnuppen prasseln vom
Himmel, die Milchstraße strahlt heller den je und unsere Herzen sind so glücklich wie damals. Nach einem Frühstück in unseren Vans, die wir genau wie früher so parken, dass wir uns auch beim Essen unterhalten können, trennen sich unsere Wege. Es war das letzte Mal, an dem alles so sein würde, wie wir es während unserer Reise zu viert gewohnt waren. Doch wir teilen genug Erinnerungen, die diese Zeit niemals enden lassen.











Wilder Westen

"Es lässt sich wohl kaum abstreiten, dass die Vorstellung von einem freien Leben uns schon seit jeher berauscht und beflügelt hat. In unserer Gedankenwelt verbinden wir damit die Flucht vor Unterdrückung, dem Gesetz und lästigen Verpflichtungen. Wir sehnen uns nach der absoluten Freiheit und der Weg dorthin führte schon immer in den Westen..."

Filmzitat, Chris McCandless, Into the Wild



Lake Kaniere




Hokitika Gorge





Blue Pools


Mittwoch, 29. März 2017

Den Menschen lieb ich, die Natur noch mehr.

Es wohnt Genuss im dunklen Waldesgrüne,
Entzücken weilt auf unbetretener Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
Musik im Wellenschschlag am ewigen Meer,
Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr
.

Lord Byron



Pancake Rocks




Arthur's Pass

Abendessen am Lake Brunner



The Northern South

Noch am späten Nachmittag beginnen wir  mit einen Track durch den hoch umschwärmten Abel Tasman Nationalpark. Sandstrände, Meer und ein kühles Radler belohnen unsere Wanderung entlang des Meeres. Am nächsten Morgen brechen wir auf in Richtung des nördlichen Südens. Glasklare Quellen, kleine Küstendörfer und unzählige Schafe liegen auf unserem Weg zum Farewell Spit. Angekommen an unserem Ziel, führt ein schmaler Wanderweg über hügelige Graslandschaften zu einem grauen, breiten Strand. Der Wind ist beißend kalt und das Land ist verlassen. Die einzigen Lebewesen die uns begegnen sind wie immer Schafe. In kleinen felsigen Becken tummeln sich Robben durch das kühle, neuseeländische Meer und die Schreie der Möwen verlieren sich im Rauschen des Windes. Wir sind nun angekommen im wahren Neuseeland.

Der Weg an die Westküste führt uns über von Bergen umrahmte Seen, türkisblaue Flüsse und die längste Hängebrücke des Landes. Unsere Tage im Süden sind lang, gefüllt von tausenden Eindrücken, Naturwundern und ewigen Highways. Doch wir saugen alles in uns auf, jeden Fluss, jeden See, jeden Berg. 




Abel Tasman Nationalpark


Wharariki Beach
Cape Farewell


Te Waikoropupu Springs

Lake Rotoiki


Buller Gorge Swingbridge