Halt' deine Uhren an, denn hier brauchen wir nicht nachdenken über unsere tickende Zeit.
Werf' deine Sorgen über Bord, denn hier genießen wir einfach den Moment.
Hab keine Angst vor neuen Menschen, denn hier sind wir eine Familie, hier sind wir alle eins.
Weit über den Wolken gleitet unser Flugzeug über den pazifischen Ozean gen Osten, während wir die ersten Inseln der Südsee aus unseren kleinen Fenstern in der Tiefe erspähen. Weiße Linien treffen auf Riffe in Türkis und wir können noch immer nicht begreifen, dass wir uns in wenigen Minuten auf der wohl klischeehaftesten Vorstellung des Paradieses befinden werden. Bald sehen wir unter uns "Viti Levu", die Hauptinsel der Fidschis, die sich in üppig grünen Hügellandschaften, kleinen Hütten und umgeknickten Palmen unter uns ausbreitet. Wir sind uns bewusst, dass wir in der halbjährlichen Regenzeit in der Südsee ankommen und Regen und Zyklone regelmäßig auf die 333 Inseln von Fidschi treffen können. Doch wir sind bereit für ein Abenteuer. Bereit für die Südsee.
Als unser Flugzeug donnernd auf der Landebahn aufkommt, breitet sich vor unseren Augen die große Aufschrift "WELCOME HOME" aus. Willkommen zuhause. Empfangen werden wir von Ukulele spielenden Fidschianern mit Blume im Haar, die uns aus vollster Seele und mit lautem Gesang in der Südsee begrüßen. "Bula" schreit man uns aus allen Ecken entgegen. Ein Wort mit dem man sich begrüßt und das übersetzt so viel wie "Leben" bedeutet. Und dieses "Leben" drückte sich in einer so lebendigen Herzlichkeit der Insulaner aus, wie wir selten erfahren durften.
Als wir den Flughafen, der viel mehr einer Baustelle, als einem Flughafen glich, verließen, erwarteten uns Einheimische mit Namensschildern, die uns zu unserer ersten Unterkunft bringen sollten. Auch wenn uns alle Menschen, die uns während unseren ersten Schritten durch unser neues Land begegneten, so glücklich erschienen, wurde uns schnell bewusst, dass unsere Reise nach Fidschi auf keinen Fall der nach Australien gleichen würde. Armut, weder Strom noch fließend Wasser und Menschen, die in Blechhütten leben sind die ersten Eindrücke, die uns während unserer Fahrt zu unserer Unterkunft bewusst werden. Rinder werden vor den nicht vorhandenen Fenstern unseres Busses durch die Straße getrieben, Einheimische sitzen auf dem Boden und verkaufen Gemüse. Die ersten Blicke auf die Stadt Nadi erinnern uns viel mehr an Afrika als an unserer Vorstellungen von Fidschi. Nach einer nervenaufreibenden Fahrt im Bus, die uns das Vorhandensein von Führerscheinen in Fidschi stark bezweifeln ließ, erreichten wir unser erstes Resort "Bamboo". Da sich nach unserem vierstündigen Flug so langsam der Hunger einschlich, steuerten wir den nächstgelegenen Supermarkt an. In diesem erwartete uns alles außer das, was mit der Bezeichnung "Supermarkt" assoziiert werden könnte. Da uns außer Dosentunfisch und harten Toast nichts weiteres ins Auge stach, was als Abendessen in Frage käme, sah das Dinner unseres ersten Abends eher spärlich aus. Auf dem Weg zurück zum Hostel bot man uns Drogen an, Männer standen scheinbar nichttuend in den Gassen und immer wieder ertönte ein freundliches "Bula". Wir sind überrascht von den Gegebenheiten in Fidschi, doch auch bereit für ein neues Abenteuer.
Nach unserer ersten Nacht im Hostel, die von heftigen Regenschauern begleitet wurde, steuerten wir nach einem herzhaften Toast mit Thunfisch die Innenstadt Nadis an. Für umgerechnet 50 Cent ging die Fahrt in einem Bus, der so alt war wie der indische Busfahrer selbst, durch kleine fidschianische Dörfer. Während Luxusresorts an der Küste entlang aus dem Boden ragten wuschen Frauen in verschmutzten Wassertonnen ihre Wäsche. Ganze Gebiete sind verwüstet, Palmen liegen auf dem Boden und überall steht das Wasser der gefürchteten Regenzeit. Wir sind froh, dass wir die weniger schöne Hauptinsel, die wenig mit unseren vorherigen Vorstellungen von Fidschi zu tun hat, bald verlassen werden. Nach einer wackligen Fahrt in die Innenstadt haben wir Bekanntschaft gemacht mit einem alten indischen Ehepaar, die genauso planlos sind wie wir. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einem großen Markt, in dem Frauen Obst und Gemüse verkaufen. Nachdem wir den Markt durchquert hatten und das indische Ehepaar verloren hatten, liefen wir in die Arme einer netten Einheimischen.
"Kommt mit! Ich kenne einen Platz, wo ihr viel bessere Früchte auf einem Markt kaufen könnt", schrie sie uns entgegen und so folgten wir ihr. Erst als auf halber Strecke ein Polizeiauto in den überfüllten Gassen neben uns hielt, das wild mit der jungen Frau auf Fidschianisch zu diskutieren begann, wurden wir misstrauisch. Nachdem wir für einige Minuten fragend das Spektakel verfolgt hatten, schrie uns einer der Polizisten auf englisch entgegen: "Verschwindet schnell. Die Frau wollte euch ausrauben!"
Ein wenig perplex und schockiert von all dem, was sich soeben vor unseren Augen abgespielt hatte, zogen wir von Dannen und gönnten uns zum Mittagessen ein Eis. Wie uns scheint, ist das Schicksal nicht immer ein mieser Verräter!
Als wir weiterhin durch die Straßen zogen, unterbrach uns erneut ein indischer Fidschianer. Dieser lud uns auf eine Willkommenszeremonie in seinem Land ein, wobei er uns in ausgehöhlten Kokosnüssen das Nationalgetränk "Kava" anrührte. Da wir bereits am Vortag an einer Kava-Session der Einheimischen teilgenommen hatten, wussten wir bereits, was uns erwartete. Eine braune Brühe, die aus bestimmten Wurzeln und Wasser gewonnen wurde und nach Staub schmeckte, mussten wir abwechselnd trinken, klatschen und "Bula" schreien. Doch nachdem die Zeremonie beendet war und uns der Inder im Gegenzug zum Kauf seiner Waren drängte, machten wir uns schnell auf den Weg zum Bus. Da wir vorerst genug vom schmutzigen und überfüllten Nadi hatten und der Eindruck von der Stadt viel mehr an ein indisches Dorf erinnerte, beschlossen wir die Gegend so schnell wie möglich zu verlassen. Noch am selben Tag buchten wir Unterkunft und Transport zu unserer ersten Insel, auf der wir in einem fidschianischen Dorf die nächste Woche verbringen würden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen